Zum Abschluss der 65. Berliner Homöopathietage wirft der "Homöopathie-Philosoph" Jens Brambach einen spannenden Blick auf eine wichtige miasmatische Ebene unserer Zeit - die Skrophulose - und eines ihrer Hauptcharakteristika: Unmündigkeit. Die Corona-Pandemie sieht er auch als Weckruf aus einer zunehmenden Bereitschaft zur (Selbst)Entmündigung.
In seiner historisch-philosophischen Betrachtung geht Brambach zunächst auf die Begriffsdefinition dieses speziellen Miasmas ein. Was bedeutet Skrophulose, worin liegt ihre Dynamik und welche sind ihre spezifischen Charakteristika? Worin liegen die Unterschiede zur ebenso verbreiteten Sykose und Tuberkulinie? Peter Gienow versteht die Skrophulose in seinem dynamischem Miasmenmodell als ein Stoffwechselproblem der Malabsorption, mit der Folge von Mangelerscheinungen auf der körperlichen wie auch geistig-emotionalen Ebene (Entwicklungsverzögerung, intellektuelle Defizite, Kindlichkeit).
Aufschlussreich ist Brambachs geschichtlicher Vergleich. Das Mittelalter und seine gravierendste Pandemie - die Pest (auch eine skrophulöse Krankheit mit Drüsenbefall) - waren ebenfalls eine Periode der Unmündigkeit. An den drei Hauptmitteln der Skrophulose - Barium carbonicum, Calcium carbonicum und Silicea - wird ihr thematischer Kern erkennbar: ein gestörtes Selbstvertrauen (Selbstwertmangel).
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- Artikel-Nr.: HT-6510
- Abspieldauer (ca.): 54 Min.
- Edition: HT (Berliner Homöopathietage)
- Schlüsselworte: Barium carb. Calcium carb. Eigenverantwortung Silicea Skrophulose Unmündigkeit Unreife
Zum Abschluss der 65. Berliner Homöopathietage wirft der "Homöopathie-Philosoph" Jens Brambach einen spannenden Blick auf eine wichtige miasmatische Ebene unserer Zeit - die Skrophulose - und eines ihrer Hauptcharakteristika: Unmündigkeit. Die Corona-Pandemie sieht er auch als Weckruf aus einer zunehmenden Bereitschaft zur (Selbst)Entmündigung.
In seiner historisch-philosophischen Betrachtung geht Brambach zunächst auf die Begriffsdefinition dieses speziellen Miasmas ein. Was bedeutet Skrophulose, worin liegt ihre Dynamik und welche sind ihre spezifischen Charakteristika? Worin liegen die Unterschiede zur ebenso verbreiteten Sykose und Tuberkulinie? Peter Gienow versteht die Skrophulose in seinem dynamischem Miasmenmodell als ein Stoffwechselproblem der Malabsorption, mit der Folge von Mangelerscheinungen auf der körperlichen wie auch geistig-emotionalen Ebene (Entwicklungsverzögerung, intellektuelle Defizite, Kindlichkeit).
Aufschlussreich ist Brambachs geschichtlicher Vergleich. Das Mittelalter und seine gravierendste Pandemie - die Pest (auch eine skrophulöse Krankheit mit Drüsenbefall) - waren ebenfalls eine Periode der Unmündigkeit. An den drei Hauptmitteln der Skrophulose - Barium carbonicum, Calcium carbonicum und Silicea - wird ihr thematischer Kern erkennbar: ein gestörtes Selbstvertrauen (Selbstwertmangel).
Barium carb. hat Hypophysenunterfunktion, Nasenpolypen, Zwergwuchs, eingeschränkte geschlechtliche Entwicklung, ein kindisches/kindliches Gemüt mit Angst vor Fremdem/Neuen, mit der Wahnidee, er sei behindert und brauche andere Menschen (unmündige Abhängigkeit). Das zweite Mittel, Calcium carbonicum, steht für ein naives Bedürfnis nach Stabilität, Sicherheit und Schutz. Silicea als dritte skrophulöse Arznei ist scheinbar nachgiebig, überkultiviert, ordentlich, aber sehr fröstelig, mit reaktiver Schwäche des Immunsystems und einem schwachen Mineralstoffwechsel.
In diesen drei Skrophulose-Arzneien werden die Hauptaspekte der Unmündigkeit deutlich - individuell wie kollektiv: Angst, Bequemlichkeit (mit übersteigertem Harmoniebedürfnis), Abneigung gegen Veränderung und Starrsinn. Unmündige Menschen denken nicht selbst, sondern lassen sich ihre Meinungen vorkauen. Sie verfallen einseitigen Narrativen, die sie kaum in Frage stellen. Der Ausweg aus der Unmündigkeit wäre das eigenständige "Sapere Aude" (Kant/Hahnemann).
Unsere gesellschaftliche Entwicklung seit dem Mauerfall, die Brambach als früherer DDR-Bürger nachzeichnet, spiegelt diese Dynamik: Die Zeit nach 1989 war geprägt von infantilen Erwartungen, die jedoch angesichts der Komplexität der modernen Welt immer wieder enttäuscht wurden, mit der Folge subjektiver Überforderung und dem Wunsch nach einfachen Antworten (wie extreme Gruppen sie gerne anbieten). Eine lebendige und stabile Demokratie bedarf jedoch aktiver Mitbeteiligung und Eigenverantwortung. Im skrophulös kindlichen Denken (und Verhalten) suchen viele Menschen nach Simplifizierungen (gut/böse) und verfallen damit leicht dem Populismus (Papalismus): Papa sagt, wie es sein soll.
Das "Merkel-Modell" vermittelte lange Zeit eine bequeme, heile, geborgene "Mutti-Demokratie". Doch nun, mit der Pandemie, funktioniert das nicht mehr. Die Meinungsvielfalt ist für viele nur schwer aushaltbar, Diskurse werden daher oft nicht sachlich ausgetragen, sondern moralisch und ideologisch. Schon lange vor Corona wären mehr Mündigkeit und Eigenverantwortung nötig gewesen (z. B. in Bezug auf die Klimabedrohung). Mit Corona fliegt uns dieses Versäumnis nun um die Ohren... Die Lösung der eigenen Unmündigkeit wäre das Selbst-Denken!
1. Unmündigkeit und Skrophulose / Was bedeutet Skrophulose? / Merkmale der Skrophulose (00:00)
2. Pandemie als Weckruf aus der skrophulösen Unmündigkeit / DD Sykose und Tuberkulinie / Dynamik der Skrophulose / Gienow: Stoffwechselproblem (05:38)
3. Arzneien der Skrophulose / Pest und Mittelalter - Zeitalter der Unmündigkeit (10:38)
4. Renaissance als neues Zeitalter / Pest als Krankheit / Drei Hauptmittel der Skrophulose / Barium carb. (20:14)
5. Calcium carbonicum / Silicea (29:35)
6. Drei Aspekte von Unmündigkeit / Ausweg: Selbst denken / Die unmündige Zeit ab 1989 (37:26)
7. Starke Zunahme der Komplexität - Überforderung / Demokratie und eigene Mitbeteiligung / Wunsch nach Einfachheit / Gut-Böse-Einteilung / Solidaritätsfrage (45:03)
Jens Brambach
Aus der eigenen Vita:
Ich bin seit über 15 Jahren Heilpraktiker in Berlin. In meiner Praxis in Kreuzberg arbeite ich schwerpunktmäßig mit Homöopathie, Psychotherapie und Familienaufstellungen Außerdem bin ich seit mehreren Jahren Dozent für Homöopathie und Aufstellungsarbeit u.a. an der Samuel-Hahnemann-Schule Berlin und in der Wochenendausbildung "Der Homöopathische Weg".
Schon seit meiner Jugend treibt mich die Frage an, wie wir Menschen funktionieren. Wie kommen wir in unsere Kraft, wie stehen wir uns selbst im Weg, wie nehmen wir wahr, haben wir eine über uns hinausweisende Aufgabe oder Funktion in dieser Welt und wenn ja welcher Art ist diese. Ganz besonders interessiert mich dabei wie wir Freiheit erlangen können und was wir mit der Freiheit anfangen.
Auf meinem persönlichen Lebensweg sind mir zahlreiche Verwundungen begegnet, seelische wie körperliche. In meiner Entwicklung und meiner Arbeit habe ich erlebt, dass diese Wunden heilen können, wenn man sich auf den Weg zu ihren Wurzeln macht. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass jede Krankheit und jede Verletzung bei allem Leid auch einen Schatz birgt, eine Information, einen Wegweiser um zu den Wassern des Lebens zu finden, über uns hinaus zu wachsen und mit dieser unglaublichen Welt in Kontakt zu treten.
Jens Brambach im Vortrag "Nietzsche und die Syphilis" (Bestnr. HT-576)
(Foto: Martin Bomhardt)
1 Audio-Datei als MP3-Download.
Bild auf der Covervorderseite:Licht Orange Hell © BarbaraJackson / Pixabay.com
Wir danken dem/der FotografIn herzlich für die Erlaubnis zur Nutzung dieses Bildes!
We thank the photographer very much for the permission to use this picture!
65. Berliner Homöopathietage, Samuel-Hahnemann-Schule Berlin, 12./13. Februar 2022
Dieser Vortrag ist Teil der 65. Berliner Homöopathietage, einer zweitägigen Veranstaltung mit einer Vielzahl interessanter Vorträge. Alle verfügbaren Vorträge können Sie zum stark vergünstigten Paketpreis ebenfalls bei uns erhalten: