Was ist eigentlich das zu Behandelnde in der Homöopathie - der Patient (als Ganzes) oder seine Krankheit? Das seit fast 200 Jahren dominierende Paradigma James Tyler Kents geht primär vom Patienten aus: "Treat the patient, not the disease". Daraus ergab sich die Forderung nach einer konstitutionellen Behandlung des Individuums, bei der die Krankheit lediglich als Symptomlieferant dient. Im Idealfall sollte dann laut Kent eine einzige Arznei - das Simillimum - für vollständige und dauerhafte Gesundung sorgen!
Oftmals jedoch, so betont der international geschätzte holländische Homöopath Ewald Stöteler, funktioniert dieser Ansatz in der Praxis so nicht - mit entsprechend großer Enttäuschung und der wiederholten Suche nach dem vermeintlich besseren Simillimum.
Hahnemann selbst behandelte hingegen explizit die Krankheit - und nicht die Person des Kranken. Zudem hielt er es für zweckmäßig, bei der antimiasmatischen Behandlung einer chronischen Krankheit verschiedene Arzneien im wiederholten, parallelen Wechsel zu verabreichen. Sind Mittelwechsel also nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig?
Vor über zwei Dekaden vollzog Stöteler diesen Paradigmenwechsel, indem er die Hahnemanns praktische Arbeitsweise intensiv studierte und dann begann, sie in der eigenen Praxis umzusetzen. Seither verliefen seine Behandlungen ungleich erfolgreicher. Was also stimmt nicht an Kents Konzept? Folgen wir heutzutage mehrheitlich einem "verkehrten" Grundansatz? Was heißt überhaupt Klassische Homöopathie? Ist das die Homöopathie von Hahnemann oder von Kent? Und welche praktische Bedeutung kommt darin der Theorie der Miasmen zu?
"Krankheit ist ein Zustand gestörten Gleichgewichts: Die Dynamik ist weg!"
Stöteler versteht Miasmatik als Lehre der Dynamik von Krankheitsaktivität, also ihrer Schnelligkeit, Intensität und der Art der Symptomentwicklung. Dem Newton'schen Gesetz von Aktion und Reaktion entsprechend, sollte auf jede Aktion, die das natürliche Gleichgewicht (Homöostase) stört, eine ausgleichende Reaktion erfolgen: das wäre ein Ausdruck von Gesundheit. Im Falle chronischer Krankheit ist dieser Reaktionsablauf gestört oder gar unterbrochen.
Gezielt ausgewählte homöopathische Arzneien ermöglichen die Wiederherstellung dieser natürlichen Dynamik. Dazu dient jedoch nicht allein die chronisch passende Arznei - in der Regel eine der bekannten antimiasmatischen Arzneien, sondern zusätzlich (im Wechsel - nicht gleichzeitig!) sogenannte "Zwischenmittel", die auch Hahnemann regelmäßig einsetzte: Sulphur, Hepar sulf., Nux vomica, Carbo veg., Carbo animalis u. a.
Die Zwischenmittel üben einen modulierenden Einfluss aus, indem sie die dynamische Reaktion aktivieren oder hemmen. Bei akuten Erscheinungen kommen zudem Akutarzneien zum Einsatz. Darüber hinaus werden Nosoden verabreicht, um die familiär miasmatisch ererbte Belastung aufzulösen - nach Stötelers Erfahrung eine Grundvoraussetzung für die anhaltende Heilung der chronischen Krankheit.
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