"Wenn ich die Form vernichte, ist der Inhalt noch lange nicht verschwunden!"
Dr. Ruediger Dahlke, weithin bekannter Mitautor des legendären Werks "Krankheit als Weg" sowie unzähliger weiterer Bücher, die zur geistigen Grundlage eines modernen ganzheitlichen Verständnisses von Krankheit und Heilung wurden, spricht in seinem Gastvortrag in der Reihe "Homöopathie im Dialog" (Berliner Verein homöopathischer Ärzte e.V.) über das Verhältnis zwischen Schulmedizin und komplementär-medizinischen Ansätzen wie Homöopathie.
Die zentrale Aufgabe von Medizin sollte sein, den Menschen in seine Mitte zurückzubringen, fordert Dahlke. Doch stattdessen nimmt die vorherrschende Schulmedizin in Kauf, dass es einem Patienten psychisch womöglich schlechter geht, solange sich nur die Blutwerte verbessern. Trotz seiner vielfältigen Kritik, die Dahlke hier in vielen Beispielen, Geschichten und Metaphern auf humorvolle, bisweilen satirisch überspitzte Weise vorbringt, lehnt er die vorherrschende Medizin keinesfalls pauschal ab, sondern betont ihren großen Nutzen in vielen Akut- und Intensivzuständen. Es geht ihm nicht darum, Schulmedizin durch eine "sogenannte Alternativmedizin" zu ersetzen, sondern er sucht die Vereinigung in einer integrativen Medizin, die auf Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung setzt, zum Wohle der Patienten.
Was ist das Problem? Weitgehend beherrscht vom männlichen Prinzip, bemüht sich Schulmedizin primär um die Entfernung vorhandener Beschwerden, beispielsweise mittels Cortison oder - noch drastischer - durch "Wegschneiden" - doch bitteschön nur der weiblichen Organe, fügt der Referent augenzwinkernd hinzu. Am Märchen "Dornröschen" mit den 12 eingeladenen Feen und einer ausgeschlossenen zeichnet er metaphorisch die Problematik der männlich geprägten Allopathie nach.
Es wäre also höchste Zeit, das weibliche Prinzip wieder zu integrieren und sich nicht nur mit der Form, sondern dem Inhalt, dem Wesen, der Bedeutung von Krankheit zu befassen. Indem die Schulmedizin fast ausschließlich am Materiellen orientiert ist, um dann die Form der Krankheit zu vernichten, verliert sie deren Bedeutung, ihren eigentlichen Inhalt, aus den Augen.
Dahlkes integraler Ansatz einer "deutenden Medizin" möchte den Patienten ganzheitlich begreifen, insbesondere in seinem seelischen Anliegen. Homöopathie entspricht diesem Ansatz in vielerlei Hinsicht: Sie arbeitet nicht gegen Symptome, sondern mit ihnen. Allerdings besteht eine große praktische Schwierigkeit in der unübersichtlich großen Zahl an Arzneien. Dahlkes "deutende Medizin" geht von den zwölf grundlegenden Archetypen aus und hat damit eine ebenso einfache wie klare Struktur für die Arbeit mit Patienten geschaffen.
Unverblümt offen, mutig und geistreich, nimmt Dahlke - gewürzt mit manch köstlichem österreichischen Schmäh - kein Blatt vor den Mund, auch nicht gegenüber den mächtigen medizinischen und pharmazeutischen Interessen. Auf spritzig-charmante Art gibt er uns einen inspirierenden Einblick in seine heilkundliche Denkweise. Ein begeisternder Vortrag, der dazu ermutigen soll, trotz der beständigen Angriffe von Gegnern dem Weg der Liebe zurück zur Mitte ("re-medere") zu folgen, um die männlichen und weiblichen Pole der Medizin wieder zu vereinen.
Aus: Dahlke, Ruediger: Homöopathie & integrale Medizin. Ein Weg zurück zur Mitte (BA-2181)
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